Philosophie I Personalismus

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gab es eine von Philosophen, Wissenschaftlern und Künstlern angestoßene Personalismus-Debatte. Bekannt geworden ist der Philosoph Emmanuel Mounier (1905-1950) mit seinem 1932 gegründeten Journal Esprit, das er als „personalistisches Blatt im Kampf gegen die etablierte Unordnung“ verstanden wissen wollte. 1936 publizierte er sein Hauptwerk Das personalistische Manifest, mit dem er eine Definition von Person liefern und darüber hinaus das Fundament einer personalistischen Gesellschaftsordnung legen wollte.

Im deutschsprachigen Raum waren es Philosophen wie Nicolai Hartmann und Max Scheler, Psychologen wie William Stern und Ärzte wie Friedrich Kraus, Theodor Brugsch (beide Berlin) und Oswald Schwarz aus Wien, die sich um die Beschreibung von Person und Personalität bemühten. Die Letzteren versuchten, diese Begriffe in die medizinische Diagnostik und Therapie einzubeziehen – was in der Regel nur auf der theoretisch-literarischen Ebene von Erfolg gekrönt war.

Diese Vertreter des Personalismus waren von der Lebensphilosophie (Friedrich Nietzsche, Wilhelm Dilthey, Henri Bergson), Phänomenologie (Edmund Husserl, Maurice Merleau-Ponty) und Existenzphilosophie (Sören Kierkegaard, Martin Heidegger, Karl Jaspers, Jean-Paul Sartre) beeinflusst. Daneben integrierten sie Modelle und Forschungsergebnisse der damals modernen Biologie (Hans Driesch, Adolf Portmann, Johann Jacob von Uexküll) und der aufkommenden (philosophischen) Anthropologie (Helmuth Plessner, Frederic Buytendijk, Arnold Gehlen).

In den letzten Jahrzehnten befassen sich Philosophen wie auch Ärzte und Psychologen verstärkt mit den Themen Person und Personalismus. Beispiele hierfür sind Hans Joas (Die Sakralität der Person, 2011); Regine Kather (Person – Die Begründung menschlicher Identität, 2007); Michael Quante (Person – Grundthemen Philosophie, 2007) oder Robert Spaemann (Personen – Versuche über den Unterschied zwischen „etwas“ und „jemand“, 1996). Besonders erwähnenswert ist die literarische und klinische Arbeit Josef Rattners in Berlin. Seit vielen Jahren verfolgt er mit Publikationen und mit der von ihm begründeten Großgruppentherapie nachhaltig das Thema des Personalismus, den er als programmatischen Leitbegriff für die Pädagogik und Psychotherapie ebenso wie für die Medizin erachtet. Wenn Sie Interesse an meinen eigenen Beiträgen zu Person und Personalismus haben (z.B. im Hinblick auf Personale Medizin), finden sie diese unter ……

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