Projekte I Integrierte Psychosomatik an den Ruppiner Kliniken

Wie Personale Medizin an den Ruppiner Kliniken weiterentwickelt wurde ...

Von 2003 bis 2009 war ich als Leiter eines Drittmittelprojekts (Integrierte Psychosomatik Berlin/Brandenburg) und von 2009 bis 2019 als Chefarzt der Medizinischen Klinik C mit Schwerpunkt Psychosomatik an den Ruppiner Kliniken in Neuruppin tätig. An dieser Klinik gab es bis Ende 2002 ebenso wie im gesamten Land Brandenburg keine eigenständige und von der somatischen Medizin her organisierte Psychosomatik. Anfangs zusammen mit nur einer psychologischen Praktikantin und nach und nach mit außergewöhnlich engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelang es mir, eine eigenständige Klinik mit 33 stationären Behandlungsplätzen aufzubauen; daneben etablierten wir eine eigene Praxis für Integrierte Psychosomatik in einem MVZ der Ruppiner Kliniken. Auf alle diese unsere erfolgreichen Initiativen hin hat sich das Land Brandenburg in den letzten Jahren schlussendlich dazu verstanden, so wie in den meisten anderen Bundesländern eigenständige Abteilungen und Kliniken für Akut-Psychosomatik zuzulassen und in den Bettenplan des Landes aufzunehmen.

Die Medizinische Klinik C mit Schwerpunkt Psychosomatik war innerhalb des internistisch-konservativen Zentrums der Ruppiner Kliniken verortet und unterhielt enge Kooperationen mit den anderen somatischen Disziplinen, vor allem mit der Kardiologie (Psychokardiologie), Gastroenterologie (Schwerpunkt Adipositas und Metabolisches Syndrom), Pulmologie (Schwerpunkt COPD-Patienten), Urologie (Prostata-Patienten, Urosophie), HNO-Klinik (Tinnitus-Patienten), Abdominal-Chirurgie (Adipositas), Neurologie (Schmerztherapie), Anästhesie (ebenfalls Schmerztherapie), Neurochirurgie (Rücken-Patienten) sowie mit der Notaufnahme-Station. Auch mit der Erwachsenen-Psychiatrie sowie mit der Kinder- und Jugendlichen-Psychiatrie hatten sich beste Beziehungen etabliert.

Möglich waren diese engen klinischen wie auch personellen Kooperationen (unter anderem Dutzende Rotationen von Ärzten und Psychologen), weil es in den Ruppiner Kliniken überraschend viele aufgeschlossene Chef- und Oberärzte gab, die für eine Integrierte Psychosomatik offen waren; und weil es in den ersten Jahren ebenso aufgeschlossene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung  (Controlling, Personal-Leitung, Geschäftsführung) und in der EDV gab, die das Zukunftsweisende unseres Konzepts erkannten und den Auf- und Ausbau der Psychosomatik entschieden unterstützten. Einige Jahre lang war es uns vor diesem Hintergrund sogar möglich, unsere Erlöse komplett über das somatische DRG-Abrechnungssystem zu erzielen: Integrierte Psychosomatik ist nicht nur klinisch wertvoll, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich.

Zusammen mit dem enorm kooperativen Team der Medizinischen Klinik C entwickelte ich die Integrierte Psychosomatik an den Ruppiner Kliniken sowohl theoretisch als auch im Hinblick auf die konkrete Umsetzung weiter zur Personalen Medizin. Personale Medizin ist Heilkunde von Personen für Personen. Sie ist Schul- und in keinerlei Hinsicht Para- oder Alternativmedizin. Durch bi-perspektivische Simultandiagnostik erfasst sie Patienten als Personen in ihren biomedizinischen wie auch psychosozialen und soziokulturellen Dimensionen; und mittels bi-perspektivischer Simultantherapie behandelt sie Patienten (falls nötig) in möglichst vielen ihrer personalen Qualitäten und Facetten.

Eine solche Art der Medizin lässt sich nur verwirklichen, wenn neben ärztlichen und pflegerischen auch psychologische, kreativtherapeutische, soziotherapeutische und körperzentriert arbeitende Diagnostiker und Behandler aktiv werden. In den Hochzeiten der Medizinischen Klinik C konnten wir auf Sekretärinnen, Physiotherapeutinnen, Diätassistentinnen, Psychologinnen (in Ausbildung zur Psychotherapeutin), Kunst-, Musik-, Tanz-, Foto-, Sozio-, Biblio-Therapeutinnen, Planten & Blomen-Therapeutinnen, Praktikantinnen, Ärztinnen und auf ein exzellentes pflegerisches Team jeweils in ausreichender Zahl bauen - ihnen allen wie auch den vielen Hunderten Patienten ist es zu verdanken, dass Personale Medizin an den Ruppiner Kliniken weit über ein und ein halbes Jahrzehnt Wirklichkeit werden konnte.